Baum mit Transportschaden wird trotzdem gepflanzt

Seit ich die Wiese habe (2017) bin ich Kundin von verschiedenen Baumschulen, Gartencentern, Landhandelsunternehmen geworden und habe dabei nicht nur gute Erfahrungen gemacht.

Mein größter Fehler war vielleicht, die mickrigen, teils durch falschen Schnitt, teils durch abgebrochene Äste (aufgrund der schlechten Verpackung) verunstalteten Bäume, die ich für sehr viel Geld von einer großen Baumschule bestellt hatte, nicht mit der Spedition zurückgehen zu lassen. Es herrschte im März 2020 schon hochsommerliche Hitze, und die wurzelnackten Bäume hatten nur eine Plastiktüte als Schutz vor dem Austrocknen bekommen. Ich war ziemlich sicher, dass sie die Rückreise nicht überstehen würden, also habe ich in den sauren Apfel gebissen, sie gepflanzt und mir geschworen, diese Baumschule niemals zu empfehlen. Die Bäume sind bis auf einen alle angewachsen und fangen langsam an, ihre schlimme Jugend und den traumatischen Transport zu vergessen, sie können aber mit den teilweise deutlich jüngeren Bäumen aus besseren Verhältnissen nicht mithalten.

Mit anderen Unternehmen habe ich positive Erfahrungen gemacht, wofür ich dankbar bin. Deswegen bekommen sie hier eine Empfehlung ausgesprochen.

Gute Baumschulen

Ein frisch gepflanzter Baum auf einer Streuobstwiese

Meine ersten vier Bäume habe ich bei der Obstbaumaktion 2017 des Heimat- und Eifelvereins Rott e.V. geholt. Es sind bewährte alte Sorten, die ans Klima der Eifel angepasst sind. Sie waren nicht nur preisgünstig, sondern auch von Krone bis Wurzel gut entwickelt, und die ganze Aktion war sehr gut organisiert. Sie bieten nur bestimmte Sorten. Trotzdem eine ganz klare Empfehlung für die Eifel und Umgebung, wenn man "einfach nur" richtig gute Bäume haben will.

Vier jüngere Bäume, die sich somit gut mit der Post verschicken ließen, stammen aus der Dubrauer Baumschule. Es handelt sich um absolute Raritäten, die man (bis auf Katja) sonst nirgends bekommt. Sie kamen in sehr gutem Zustand und einwandfrei verpackt hier an. Die Baumschulmitarbeiterin war sehr nett und die Abwicklung verlief reibungslos. Mir gefällt das Sortiment der Baumschule, die neben den viel gefragten Klassikern auch ganz seltene lokale Sorten vermehrt, und die Preise sind fair. Wer das Abenteuer "Bäume mit der Post" wagen will und keinen "fertigen" Baum mit großer Krone braucht, ist hier richtig.

Von der Westallgäuer Baumschule habe ich vier einwandfreie, kräftige Bäume mitgebracht. Auch hier war man freundlich und hilfsbereit, die Abholung war problemlos. Die Baumschule ist klein und führt ans bayrische Klima angepasste, oft seltene bis sehr seltene, Sorten, teilweise als einzige deutschlandweit. Was mir gefällt, ist, dass die Liste über den Bestand sehr aktuell gehalten wird. Das erleichtert das Prozedere für alle.

Der Sängerhof ist ein riesiges Gartencenter in Meckenheim, wo ich den Rheinischen Krummstiel zu einem für sein riesiges Ausmaß günstigen Preis bekommen habe. Alte Sorten stehen hier nicht im Vordergrund, sind aber in sehr guter Qualität vertreten.

Wer in Bayern ist und sich für lokales Obst interessiert, sollte die Baumschule Baumgartner besuchen. Eigentlich hatte ich Halbstämme vorbestellt, die ich gleich mitnehmen wollte, aber die Hochstämme, die sie da stehen hatten, haben mir so imponiert, dass ich mich umentschieden habe. Sehr freundlicher Service, reibungsloser Ablauf und hohe Qualität der Bäume in der besten Verpackung, die ich jemals von einer Spedition entgegennehmen durfte: die reine Freude! Sie bieten viele seltene Sorten, die aber oft Auftragsveredelungen sind, d. h. man muss nach der Bestellung mehr als ein Jahr auf seinen Baum warten. Bei der gelieferten Qualität und der Lebenserwartung eines Apfelbaums würde ich sagen: Lohnt sich!

Apfelblüte im Garten, Zierapfel Evereste

Unseren Garten-Apfel, die Ananas-Renette, haben wir uns als Hochstamm von den Fischer-Baumschulen in Meckenheim bringen lassen, nachdem wir ihn vor Ort ausgesucht hatten. Er hat alle Erwartungen übertroffen, ist einwandfrei angewachsen, schon ganz schön groß geworden und trägt zuverlässig alle zwei Jahre eine Menge kleiner, gelber, wahnsinnig leckerer Äpfel. Er war etwas teurer, aber sein Geld absolut wert, da ja auch schon in tragfähigem Alter. Als Bestäubungspartner hat die Ananas-Renette einen Zierapfel namens „Evereste“ von der selben Baumschule, der unheimlich niedliche Mini-Äpfel macht.

Gute Bücher

Buch Äpplen i Sverige

Nun bin ich in der glücklichen Lage, schwedische Bücher lesen zu können, z. B. die Standardwerke der schwedischen Pomologin Görel Kristina Näslund: „Svenska äpplen“[1] und „Äppelbok“.[2] Sie hat sogar ein Buch auf deutsch im Handel: „Unser Apfelbaum“.[3] Wieder auf schwedisch ist dann das Nachschlagewerk „Äpplen i Sverige“.[4] Man bekommt die Bücher entweder über den Buchversender Bokus oder antiquarisch über Bokbörsen. Die Preise sind schwedisch, will heißen hoch.

Meinen ersten, leider noch untrinkbaren Cider habe ich mithilfe der Bücher „Craft Cider“[5] und „Apples to Cider“[6] hergestellt. Die Bücher trifft dabei keine Schuld! Ein tolles Buch über Cider haben Annie Proulx und Lew Nichols geschrieben: „Cider. Making, Using & Enjoying Sweet & Hard Cider“.[7] Ich habe die Bücher antiquarisch über Abebooks gekauft.

Um mich über alte Sorten zu informieren, nutze ich viel das Internet, aber „Alte und neue Apfelsorten“[8] blättere ich auch gerne durch. Und auch die für mich sehr relevante Broschüre „Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - neu entdeckt“[9] hat schon ganz schön Eselsohren bekommen.

Zwei Bücher für Kinder und andere Menschen mit Phantasie: „Sagan om det röda äpplet“ ist in Schweden ein Kinderbuchklassiker, und „It might be an apple“ hat das Zeug dazu im englischsprachigen Raum. Beide schildern auf sehr vergnügliche Art, wie etwas Alltägliches wie ein Apfel weitaus mehr Bedeutung tragen kann als man so dachte.

Gute Ideen

Anmerkung

Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, aber ich erwähne es hier ausdrücklich: Alle Empfehlungen auf dieser Website schreibe ich initiativ aufgrund guter eigener Erfahrungen. Alle Waren habe ich selbst und vollständig bezahlt und erhalte keinerlei Vorteil für die Empfehlung. Kurz, ich arbeite journalistisch, nicht als Influencerin.


Referenzen

  1. Näslund, Görel Kristina: Svenska äpplen. Kärnhuset 2010. 528 Seiten.
  2. Näslund, Görel Kristina: Äppelbok. Kärnhuset 2000. 300 Seiten.
  3. Näslund, Görel Kristina: Unser Apfelbaum. Bohem Press AB 2014. 32 Seiten.
  4. Svensson, Håkan/Kastman, Kent: Äpplen i Sverige, 224 äppelsorter i text och bild. Prisma 2003. 512 Seiten.
  5. Smith, Jeff: Craft Cider. How to turn apples into alcohol. Countryman Press 2015. 160 Seiten.
  6. White, April/Wood, Stephen M.: Apples to Cider: How to Make Cider at Home. Quarry Books 2015. 152 Seiten.
  7. Proulx, Annie/Nichols, Lew: Cider: Making, Using & Enjoying Sweet & Hard Cider. Storey Publishing 2003. 224 Seiten.
  8. Mühl, Franz: Alte und neue Apfelsorten. Obst- und Gartenbauverlag 1999. 360 Seiten.
  9. Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland - neu entdeckt. LVR-Netzwerk Kulturlandschaft mit den Biologischen Stationen im Rheinland 2017. Bestellbar beim LVR. Erste Auflage als PDF erhältlich
  10. Lööf, Jan: Sagan om det röda äpplet. Bonnier Carlsen 2019. 32 Seiten.
  11. Yoshitake, Shinsuke: It Might Be an Apple. Thames & Hudson 2015. 32 Seiten.

Bildnachweise

  1. Baum mit Transportschaden wird trotzdem gepflanzt, oben rechts: Felix Schüren
  2. Baumpflanzung 2020, Mitte links: Felix Schüren
  3. Evereste blüht im Garten, unten rechts: Maike Hanneck
  4. Nicht nur das Buch ist schön, sondern auch der Versandkarton, unten links: Maike Hanneck