Selfie mit frisch gepflanztem Apfelbaum (Limoni) und einer Rose

Der Rheinische Krummstiel ist eine alte Apfelsorte.[1] Als junger, aber schon großer Baum steht er im Eingangsbereich meiner Streuobstwiese, und im Domainnamen dieser Website steht Krummstiel pars pro toto für den Apfel an sich.

Der Apfel ist in Mitteleuropa allgegenwärtig. In der Europäischen Union werden doppelt so viele Tonnen Äpfel produziert wie Orangen.[2] Damit steht der Apfel einsam an der Spitze der Obsternte und übertrifft auch jedes Gemüse außer der Tomate. Trotzdem überqueren Millionen von Äpfeln Landesgrenzen und sogar Ozeane.[3]

Rheinischer Krummstiel, botanisch erfasst

Wie viele andere versuche ich auf solches Obst, das Bonusmeilen sammelt, zu verzichten. Da im eigenen Garten nur Platz für einen Apfelbaum und seinen Bestäuber war, habe ich 2017 begonnen, eine Wiese mit Streuobstbäumen zu bepflanzen. Dieses Projekt stelle ich im folgenden vor.

Anders als uns das Supermarktangebot glauben lässt, gibt es hunderte, wenn nicht gar tausende Apfelsorten.[4] Viele sind nur regional verbreitet, resistent gegen Schädlinge und ideal an die Bedingungen ihrer Klimazone angepasst.

Aber was, wenn das Klima sich ändert?

Es geht um die Wurst um den Apfel

Beschilderte Töpfe mit ausgesäten Apfelkernen, dahinter ein Topf mit einem älteren Sämling

Ein Apfelbaum ist, was seine Lebensbedingungen betrifft, wenig flexibel. Das fängt beim bevorzugten Boden an (Lehm/Sand/Moor...) und hört bei der Anzahl Kältestunden (unter 7° C), die er braucht, um die Blüte auszulösen, noch lange nicht auf.[5] Es ist also zu befürchten, dass auch die Sorten, die sich jahrhundertelang in ihrer Ursprungsregion bewährt haben, mit fortschreitendem Klimawandel Probleme bekommen werden.

Deswegen pflanze ich nicht nur lokal bewährte Sorten an, sondern mache auch Versuche mit ungewöhnlichen Sorten. Außerdem pflanze ich Sämlinge aus eigener Zucht. Dabei verfolge ich völlig andere Ziele als kommerzielle Züchter, denen es um eine möglichst lange lager- und gut transportfähige Frucht geht und um so "wichtige" Dinge wie den Rot-Anteil oder Glanz der Schale.[6]

Ich selektiere auf Ertrag, Robustheit, Trockenheitstoleranz und Gesundheit des Baumes. Natürlich sollen die Äpfel auch lecker sein! Dass es viele Beispiele für gelungene, sogar zufällige Kreuzungen gibt (von Brettacher[7] bis Braeburn[8]), lässt mich hoffen, dass auch bei meinen Sämlingen ein guter dabei ist. Ein Beitrag zur Biodiversität sind sie in jedem Fall.

Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren.
Der zweitbeste ist jetzt.


Referenzen

  1. Sortensteckbrief Biobaumversand
  2. European Statistics Handbook von FruitLogistica (PDF)
  3. Fresh Apples, Grapes, and Pears: World Markets and Trade von United States Department of Agriculture (PDF)
  4. BUND Lemgo Obstdortendatenbank
  5. The chilling requirement in apple and its role in regulating time of flowering in spring in cold-winter climates, International Society for Horticultural Science
  6. Durchführungsverordnung (EU) Nr. 543/2011 der Kommission vom 7. Juni 2011 mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 des Rates für die Sektoren Obst und Gemüse und Verarbeitungserzeugnisse aus Obst und Gemüse (Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 157 vom 15.06.2011)
  7. Gemeinde Langenbrettach über "ihren" Apfel
  8. Braeburn Apple bei orangepippin.com

Bildnachweise

  1. Selfie mit Limoni (Apfel) und Laguna (Rose), oben rechts: Maike Hanneck
  2. Sortenbild vom Rheinischen Krummstiel, Mitte links: National Fruit Collection
  3. Sämlingsaussaat 2020, unten rechts: Maike Hanneck